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Mt. Everest BC Trek

Kosten & Buchung:

Bevor man diesen Trek machen will, sollte man sich in Kathmandu eine gute Reiseagentur suchen. Mit mindestens 1.000 Dollar sollte man bei einer Tour zum Basislager (5.364m) rechnen. Ich habe eine 10-Tagestour bei einer seriösen Agentur (Blue Mountain Travel Tours) in Thamel gebucht. Mit geschicktem Handeln hab ich den Preis auf knapp 60.000 Nepalesische Rupien (445€) gedrückt.

In dem Package waren enthalten: Dhipak - ein gut ausgebildeter, englisch-sprechender Guide, alle Hotel- und Flugtransfers, 10 Übernachtungen in Lodges während dem Trek, 3 Mahlzeiten am Tag, alle Permits (TIMS, Nationalparkgebühren), sonstige Gebühren und eine Reise- und Rettungs-Versicherung (z.B.: Übernahme der Hubschrauberkosten wenn etwas passiert). Im Endeffekt war diese Tour günstiger als wenn ich den Trek auf eigene Faust gemacht hätte. Außerdem weiß ich heute, wieviel es wert ist, wenn man einen guten Guide an seiner Seite hat. Mehr dazu später...

Der Trek

Tag 1: Kathmandu - Lukhla - Monjo

Von Kathmandu (1.300m) landet man mit einem Kleinflugzeug nach 30min in Lukhla (2.860m) - einem der gefährlichsten Flughäfen der Welt. Die sehr kurze Landebahn (526m) liegt auf einem Berghang und hat eine Steigung von 12%. Während dem Flug hatte ich zum ersten Mal eine phänomenale Aussicht auf die gesamte Himalaya-Range.



Sicher gelandet...


Nach der Landung geht's los: Ein gemütlicher Wanderweg führt uns über 7 Kilometer etwa 300 Meter runter und wieder rauf nach Monjo (2.830m). Gehzeit: etwa 4 Stunden.






Weizenanbau auf 3.000 Meter


Esel und Yaks haben Vorrang...




Tag 2: Etappenziel: Namche Bazaar (3.440m)

Ich konnte kaum glauben, wozu Yaks fähig sind. Die Huftiere können voll beladen wahnsinnig steiles Terrain überwinden. Wie hier, bei der Larja-Brücke.




Nach der Larja-Brücke beginnt ein anstrengender 700 Meter-Aufstieg nach Namche Bazaar. Man sollte möglichst langsam gehen, genug Pausen machen und viel trinken. Von Monjo bis Namche Bazaar benötigten wir 3 Stunden.

In dieser Moon Light Lodge verbrachte ich 3 Tage bei den Sherpas Natang und Pemba. Was für nette Menschen! Diese Lodge ist sehr empfehlenswert. Man hat eine gute Aussicht auf Namche und bekommt so ein köstliches Yak-Steak. Fantastischer Aufenthalt!

Blick auf Namche Bazaar 



Tag 3: Akklimatisationstag in Namche Bazaar. 

Wir nützten die Gelegenheit um einen kurzen Ausflug zum Everest View Hotel nach Syangboche auf 3880m zu machen. Von oben soll man eine grandiose Aussicht auf den Everest, Ama Dablam und Lhotse haben. Einen ersten Blick auf den Mt. Everest werfen... Ich war so gespannt.
Oben angekommen, konnten wir tatsächlich 50 Meter weit sehen! Zur Monsunzeit im Juni und Juli muss man eben damit rechnen.


Trotz der schlechten Aussicht konnte ich hier das nationale Wappentier Nepals entdecken: Daphne!


Tag 4: Blick auf Mt. Everest / Etappenziel: Tangboche (3.860m)

Dhipak weckte mich um 05.00 Uhr morgens. "Michael, Michael. The Everest." Ich sprang aus dem Bett. Das Wetter war toll. Dhipak deutete auf einen Hügel, von wo wir den Everest jetzt vielleicht sehen konnten. Ich sprintete rauf. Und da war er: der höchste Berg der Welt.


Mt. Everest (8.848m)

Auf einem Stein sitzend, sah ich etwa 20 Minuten hinauf. Wortlos. Regungslos. Ich habe an nichts gedacht. Ich sah einfach nur zu ihm rauf. Und er sah zu mir runter. 

Lhotse (8.516m)
Ama Dablam (6.814m)
Ich sagte zu Dhipak, der höchste Berg in Österreich ist knapp 3.800 Meter hoch. Er lächelte und sagte: Alles unter 5.000m zählt in Nepal nicht als Berg, sondern als Hügel. Von hier aus, konnte man also Nepals Bergwelt bestaunen. 

Nachdem Frühstück geht es von Namche Bazaar weiter. Um das heutige Etappenziel Tengboche (3.860m) zu erreichen, müssen wir zuerst etwa 200 Höhenmeter hinunter spazieren. Unterwegs schlendert man durch einen natürlichen Tunnel von Rhododendron-Bäumen.



Blaue Zapfen auf Korea-Tannen, die nach oben wachsen. 


Sherpas leben hier fast wie in der Steinzeit. Männer klopfen den ganzen Tag auf Steine, um Ziegel für den Hausbau zu formen, oder...


...sie tragen Säcke, die schwerer und größer sind als sie selbst - und das auf 4.000 Metern. Wie etwa hier im Bild: ein etwa 50 Jahre alter Sherpa - bepackt mit einem 50kg schweren Sack Zucker.




Frauen schlagen mit Brettern an einem Bach auf ihre Wäsche...




...und die Kinder gewöhnen sich schon früh an die dünne Luft. 




Tenzin Norgye Memorial Stupa


Endlich Pause in Phungi Tangha (3.250m). Endlich Dal Baht. Hier verlangt der Körper geradezu nach Kartoffeln, Linsen und Reis. Danach folgt ein 600 Meter Aufstieg nach Tengboche (3.860m) - dem religiösen Zentrum der Khumbu-Region.



das Tengboche-Kloster



Am Abend wollte ich eine heiße Dusche nehmen. Bekommen habe ich für 4€ zwei Eimer mit lauwarmen Wasser. Das bewirkte das Gegenteil. Erschöpft und etwas frierend ging ich früh zu Bett. Aber auf knapp 4.000 Meter konnte ich nicht schlafen. Hier beträgt der Sauerstoffgehalt der Luft nur noch 50%. Es ist, als ob man durch einen Strohhalm atmen muss. 

Tag 5: Tengboche (3.860m) - Pheriche (4.240m)

Der Leidensweg beginnt. Keine Minute geschlafen. Kopfweh. Das Tageslicht drückt auf meine Augen. Zum Frühstück: Altes Toastbrot und Eier, die so erbärmlich schmeckten, dass mir gleich schlecht wurde. Dafür war das Panorama am Frühstückstisch grandios. 
Höhenkrankheit: Atemberaubend. Atem raubend. 






Es ging los. Geschwächt setzte ich langsam einen Fuß vor den anderen. Die Landschaft, mit den Steinlawinen und den Gemsen. Beeindruckend. Mein Guide sagte, dass er auf diesem Abschnitt sogar schon einmal einen Schneeleoparden gesehen hat. 



Mir war speiübel und schwindelig. Ich torkelte dahin. Ich fiel. Pause. Torkelte weiter. Pause. Fehlende Balance, starkes Kopfweh, Schwindel, Übelkeit. Mein Guide sagte, wir sollten umkehren. Paradoxerweise rief mir das in diesem Moment auch eine Rockband via Mp3-Player durch meine Ohrhörer zu: "Halt, bleib stehen!" Ich ging weiter. Ich wusste alles über die Höhenkrankheit. Ich wusste, dass pro Jahr 10 Menschen auf diesem Trek sterben. Viele davon an AMS. Ich wusste aber auch, dass es nicht mehr lange bis zum Etappenziel Pheriche sein konnte und wir dort knapp 3 Tage zur Akklimatisation verbringen werden, bevor es weitergeht. 3 Tage. Genug Pause also, um zu rasten. Ich ging weiter.

Auf 4.300 Meter war ich am Ende meiner Kräfte und legte mich auf einer Wiese hin. Hier konnte ich schon das blaue Pheriche leuchten sehen. Ich konnte auch das Geröll des Khumbu-Gletschers sehen. Ein bisschen noch. Das Bett wartet auf mich. Gleich bin ich da.



Für diese Strecke nach Pheriche braucht man normalerweise 3-4 Stunden. Ich hab 7 Stunden gebraucht. Ich konnte vor Erschöpfung nicht reden, schon gar nicht essen oder trinken, und legte mich sofort ins Bett. Endlich liegen. Endlich eine warme Decke. Aber jetzt begann ich zu frieren. Ich begann zu schwitzen. Und immer noch zuversichtlich, dass es hier am dritten Tag weitergeht.


Ich bekam so heftigen Schüttelfrost, dass das Holzbett quietschte und die Decke schnell schweißgebadet war. Dhipak brachte mir einen Tee. Aber ich war schon so schwach, dass ich das Glas nicht halten konnte. Mir wurde immer kälter. Das Kopfweh immer stärker. Nach 1 Stunde kam Dhipak nochmals rein, der nach mir sehen wollte. Er sah mich erschrocken an: "Michael, you have blue lips". Ich wusste, was das bedeutet. Mögliches Anzeichen für ein Lungenödem. Ich bekam Herzklopfen. Das ist tödlich. Absteigen, absteigen, absteigen. Aber wie? Ah, der Hubschrauber! Ich war ja bei meiner Agentur zum Glück versichert. Dhipak rief sofort in Kathmandu an. Er kam zurück. "Sie können nicht mehr herfliegen, der Nebel ist zu dicht", rief er. Was für ein Nebel fragte ich mich und sah aus dem Fenster raus. Tatsächlich, man konnte keine 30 Meter mehr sehen. Ohne zu überlegen stieg ich ich in diesem Moment aus dem Bett, zog meine Schuhe an. Dhipak nahm seinen und meinen Rucksack. Wir mussten so schnell wie möglich runter!

Heute weiß ich nicht mehr wie. Kraft hatte ich keine mehr, abzusteigen. Aber ich machte es. Es war mein Wille. Draußen war es schon finster. Nebel. Ich stolperte oft. Musste mich übergeben. Nach 2 Stunden - ich hatte keine Ahnung wo ich war - machte Dhipak vor einer Hütte halt. "Wir sind jetzt auf 3.900 Meter und sollten die Nacht hier verbringen", sagte er. Eine Frau brachte mir eine Schüssel mit Knoblauchsuppe gegen Höhenkrankheit. Drei Löffel, mehr ging nicht. Sie zog mir die Schuhe aus und maß mein Fieber: Etwas über 40°C. Mein ganzer Körper schüttelte mich. Sie zeigte mir mein Bett und machte Feuer.

Tag 6: Weiter absteigen.

Am nächsten Morgen kam Dhipak schon um 05.00 früh zu mir. Ich war sowieso wach. Noch eine Knoblauchsuppe. Diesmal schaffte ich die Hälfte, ein gutes Zeichen. "Weiter absteigen." Wir brauchten den ganzen Tag bis hinunter nach Namche Bazaar (3.440 Meter). Am Abend: Bett. Wieder Schüttelfrost. Schweiß. Hohes Fieber.

Tag 6-8: Erholung

3 Tage verbrachte ich wieder hier in der Moon Light Lodge. Am zweiten Tag ging es mir wieder besser und mein Fieber senkte sich. Es war vorbei mit der Übeltäterei.

Tag 9: Namche Bazaar (3.440m) - Lukhla (2.860m)

Tag 9-11: Zurück nach Kathmandu

In Lukhla angekommen, konnten wir nicht unseren Flug nach Kathmandu nehmen. Starker Monsunregen. Nach 3 Tagen beruhigte sich das Wetter und es ging dann mit der Yeti-Airline zurück nach Kathmandu. Yeti. Wie passend, dachte ich.

Fazit:

Im Nachhinein betrachtet war dieser Leidensweg eine viel größere Erfahrung als das Everest Base Camp (5.350m) erreicht zu haben. Es hat mich geprägt. Seither höre ich auf meinen Körper und bin viel achtsamer geworden. 

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